Beitrag übernommen aus der Zeitschrift: „KLEMENSBLÄTTER 1-2021 – Themen.
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Unvollendet
Vor einigen Jahren kam unser damaliger Provinzial P. Alfons Jestl mit der Bitte auf mich zu, die Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 200. Todestages von Klemens Maria Hofbauer zu koordinieren. Bald danach ließ P. General Michael Brehl verlauten, dass dieses besondere Ereignis in unserer ganzen Ordensgemeinschaft mit einem Jubiläumsjahr (15. März 2020 bis 15. März 2021) gefeiert werden solle. Auch die Erzdiözese Wien plante, den heiligen Klemens in den Mittelpunkt verschiedener Initiativen zu stellen. Die Zusammenarbeit mit einigen Persönlichkeiten und Stellen der Erzdiözese erlebte ich als außerordentlich gelungen und bin für die vielfältige Unterstützung von dieser Seite her nach wie vor dankbar. Überhaupt behalte ich dieses Klemensjahr als ein Jahr breiter Kooperation auf unterschiedlichen Ebenen in Erinnerung. So ist in aller Unvollendetheit, die der Pandemie geschuldet ist, doch einiges gelungen. Im Folgenden kommen vier engagierte Mitgestalter,-innen des Klemens-Jubiläumsjahres mit persönlichen Eindrücken zu Wort. Ihnen und vielen anderen sage ich ein herzliches Vergelt’s Gott!
P. Martin Leitgöb CSsR
Pläne ändern
Anfang März 2020: Die Zimmer für unsere Redemptoristen-Gäste aus aller Welt waren gebucht. Alle Planungen waren abgeschlossen. Der Zeremoniär des Wiener Erzbischofs rief mich an, um mir zu sagen: „Der Herr Kardinal freut sich auf den Festgottesdienst in Klosterbruck, Znaim.“ Ich musste daraufhin antworten, dass man in der Republik Tschechien gerade alle öffentlichen Veranstaltungen und Versammlungen verboten hatte. Dies war nur eine Woche, bevor viele Menschen zusammengekommen wären, um den heiligen Klemens zu feiern. Aber Enttäuschungen waren Teil des Lebens von Klemens Maria Hofbauer. Immer wieder kamen gerade seine besten Pläne nicht zur Vollendung. Klemens war ein praktischer Mann. Pläne ändern zu können, sollte für Redemptoristen eine Selbstverständlichkeit sein! Das vergangene Jahr war eine Zeit, in der Pläne geändert wurden – und dann mussten sie abermals geändert werden. Der heilige Klemens war ein ausgezeichneter Wegweiser für uns.
P. Dominic O’Toole CSsR, Vikar des Klosters Maria am Gestade, Vor-Ort-Koordinator des Klemensjahres in Wien
Grenzen überwinden
Zu Beginn des Klemensjahres wollten wir in den Fastenfrühmessen am Klemensaltar in Maria am Gestade jeden Freitag eine andere Station im Leben des heiligen Klemens betrachten. Dieses Unterfangen fand allerdings noch vor seinem 200. Todestag ein jähes Ende. Zweieinhalb Monate später, als es wieder möglich war, öffentliche Gottesdienste abzuhalten, feierten wir am geschlossenen Grenzübergang Mitterretzbach unter dem Motto „grenzenlos trotz Grenzen“ gemeinsam mit unseren tschechischen Nachbarn eine zweisprachige Messe. Das grenzübergreifende Singen und Beten werden mir noch lange in schöner Erinnerung bleiben. Als dann im Sommer Grenzübertritte wieder möglich waren, konnten wir auch unsere Klemens-Fußwallfahrt auf dem neuen Pilgerweg von Maria am Gestade nach Tasswitz und auf „unserem“ Klemensweg wieder zurück nach Wien gehen.
Mag. Elisabeth Wolfbauer, Gymnasiallehrerin, Musikerin, Leiterin von Klemens-Pilgerwanderungen – Wien
Bangen und beten
Mein Klemensjahr ist ein Jahr des Gebetes geworden. An jenem Tag, als die Regierung verkündete, dass Österreich in den Notbetrieb heruntergefahren werden muss, bin ich erschrocken: Was ist das, eine Pandemie? Ich kaufte Toilettenpapier, Trockenerbsen, Haltbarmilch, überprüfte, wie breit ein Meter ist, auf der Straße wechselte ich misstrauisch die Seite, wenn mir jemand entgegenkam. Viele Telefonate um herauszufinden, wie es den Freunden und der Gemeinde geht. Mit Verkäufern reden; die Ernte sei bedroht, hieß es; die Erntehelfer durften nicht einreisen. Wie lange wird es dauern? Mir wurde bang, ich zählte die Tage. Grenzen. Abstand. Distanz. An jenem Tag der abgesagten Feste und unerfüllten Vorbereitungen setzte ich mich an das Grab des heiligen Klemens und übte mich im Vertrauen, zaghaft wie auf dünnem Eis. Das Evangelium laut lesen. Psalmen betrachten. Kirchenlehrer durchblättern. Stille mit anderen Betern. „Nur Mut, Gott lenkt alles!“
Dr. Yasmine Wessely, Kunsthistorikerin, Mitarbeiterin im Vorbereitungsteam des Klemensjahres – Wien
Gott vertrauen
Heiliger Klemens, Schutzpatron aller unvollendeter Projekte, was hast du dir eigentlich gedacht, als vor einem Jahr – kurz vor deinem Ehrentag – alles wegen eines uns damals noch unbekannten Virus abgesagt wurde? Kein Festakt, kein Hochamt, keine Prozession. Ein Rückschlag nach dem anderen. Ein bisschen so wie in deinem Leben. Doch du hast nie den Mut verloren. Das beeindruckt mich an dir – je schwieriger die Lage, umso größer dein Gottvertrauen. Von dir lernend, setzten sich Schülerinnen und Schüler mit der Klemensweckerl-Aktion für schwerstkranke Kinder ein, welche von Wiens mobilen Kinderhospiz betreut werden. Als Abschluss der Aktion feierten wir dich im kleinen Rahmen beim Klemensaltar. Besonders bewegt haben mich die Worte des Wiener Bürgermeisters, die er sich von dir geliehen hat: „Nur Mut, Gott lenkt alles!“ So halten wir auch in schwierigen Zeiten zusammen, schauen aufeinander und bitten Gott weiterhin um seinen Segen für alle Menschen in dieser Stadt.
Gertrud Theil, MA, Fachinspektorin im Erzbischöflichen Amt für Schule und Bildung – Wien